Darmstädter Echo 31.05.2014

Lieber was Eigenes

Konzert – Quartett „Double Dylans“ in der Americana-Reihe des Darmstädter TIP

Vier Musiker machen im Darmstädter TIP-Keller richtig gute Stimmung: Die „Double Dylans“, ursprünglich eine reine Coverband, gehen längst eigene Wege.

Blues, Rock und Rock’n’Roll: Die „Double Dylans“ aus Frankfurt haben es in sich. Was einmal mit Robert Noetzel, Matthias Schmidt und nachgesungenen Songs des „Vaters des Americana“ begann, präsentierte sich im Theater im Pädagog (TIP) am Donnerstag mit Groove, Witz und Leidenschaft. Als Ulrich Klapdor, seit langer Zeit mit seinem Kontrabass Dritter im Bunde, Noetzel und Schmidt kennenlernte, stellte er fest: „Die beiden konnten Dylan rückwärts singen.“ Da fühlte er sich sofort zugehörig, wie auch Schlagzeuger Mingo Sievert, der erst zum dritten Mal dabei ist, die Band aber jetzt schon perfekt ergänzt.

Wenn in Darmstadt ein gut gelaunter Matthias Schmidt alias Jelly Pearl Smith den nächsten Song „Das Schönste am Sport sind die Drogen / alles andere ist gelogen“, ankündigt, schildert der Sportmuffel anschaulich, wie er seine Mitmusiker auf einer sehr langen Fahrradtour kennenlernte, als diese eine Autopanne hatten. Sie hätten kurzerhand das Musik-Equipment vom Kofferraum in den Fahrradanhänger gepackt und seien fortan zu dritt weitergereist. Der Anfang des Songs klingt dann wie der Southern-Rock-Hit „Sweet Home Alabama“ mit deutschem Text. Was haben die „Double Dylans“ also noch mit dem amerikanischen Songwriter zu tun? Genau das: Sie erzählen in guter alter Tradition Geschichten, grad so wie Dylan.

Als die Gruppe nach den ersten Cover-Versionen versuchte, die Dylan-Texte ins Deutsche zu übertragen, stellte sie fest, dass dabei viel von ihrer Poetik und Eigenart verloren ging. So entschlossen sie sich, lieber gleich etwas Eigenes zu machen – ein bisschen verrückt, verquer und direkt aus dem Leben. Nicht nur mit ihren Texten klotzen die „Double Dylans“. Sie beeindrucken auf musikalischer Ebene mit großer Dynamik und Impetus. Das reißt mit, vom melancholischen Blues bis zum satten Rock’n’Roll.

Das Spiel geht vom Walking Bass bis zum melodischen Gitarrensolo auf, und auch stimmlich harmonieren die Hauptsänger Schmidt und Noetzel. Wenn Noetzel will, trifft er Dylans Tonlage ziemlich genau. Spätestens, nachdem die Aussteuerung nach der Pause richtig gut klappt, wird ordentlich mitgewippt und lautstark applaudiert. Die Zugabe „Knockin’ on Heaven’s Door“ gerät bei all den „Dylanwahnsinnigen“ (Schmidt) fast zum chorischen Ereignis – wenngleich das ordentlich besuchte TIP Gewölbe und die Band ruhig noch mehr Publikum vertragen hätten.

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